Gärtnern an der Tagesordnung
Als wir gehört haben, dass die ersten Schwimmbäder bereits wieder schließen, und die ersten Supermärkte Einlass-Stopps hatten, haben wir uns schnell dazu entschlossen, gemeinsam aufs Land zu ziehen. Wir haben uns für eine kleine Gemeinde in der Nähe von Lauf entschieden, Strengenberg. Zwar ist die Forstnähe durch die Waldbrandgefahr ein bleibendes Risiko, jedoch war uns eine günstige Anbindung an eine größere Gemeinde wichtig, falls wir gesundheitliche Notfälle vermerken. Wir sind schließlich nicht mehr die Jüngsten. […]
Ich hatte verdammt Glück in einer Familie groß geworden zu sein, in der Gärtnern an der Tagesordnung stand. Meine Eltern haben großen Wert auf eine nachhaltige gesunde Ernährung gelegt und deshalb darauf bestanden, dass alles, was wir essen, von uns selbst geerntet wurde. Fast alles an Gemüse kam aus eigenem Anbau. Wenn ich so zurückdenke, hätte es mich jetzt nicht besser treffen können. Wo würde ich nur ansetzen, wenn ich bei Null anfangen müsste?
[…] Anfangs war es noch von Vorteil, dass der Boden hier lehmig und damit wasserspeichernd ist, doch wenn erstmal der Ton darin rissig wird und die Dürre bis tief in die Erde vordringt, wächst nichts mehr richtig. Dazu kam, dass ich zu Beginn auf wasserarme Sorten wie Pastinaken, Karotten und Knoblauch gesetzt habe. Die wiederum sind jedoch nach und nach von Würmern befallen worden – ich hatte nicht bedacht, dass auch sie die Feuchtigkeit unter der Erde schätzen, wenn es oben förmlich brennt. Ich habe dann angefangen, Mangold und Mais anzu-
bauen, und habe – neben der Nutzung von Kompost als Dünger – Kiesel und Sand mit unter die Erde gemischt. Und siehe da, es hat funktioniert. Kein faules Gemüse mehr. Ich kann uns sechs sehr gut versorgen. Neben Gemüse pflege ich den Anbau von hitzeresistenten Kräutersorten wie Thymian und Lavendel, daraus stellen wir auch Salben, Tinkturen und Tees her. Gäbe es noch Fallobst, hätte ich liebend gern daraus Schnaps gebraut.