Kalte Tücher auf dem Kopf
Es ist 14.00 Uhr. Die schlimmsten Stunden des Tages beginnen. Ich kann mit den Kindern nur noch in der Küche auf dem Boden spielen, denn die ist gen Norden ausgerichtet und nie kommt Sonnenlicht durch die Fenster; wir legen uns kalte Tüchern auf Kopf und Nacken und lutschen Eiswürfel.
Wir haben uns ein Lager eingerichtet. Ich liege zwischen Bügelperlen, Play Doh Knete, Asia Ritter und der Spin Master Paw Patrol und atme heiße Luft. Mit zwei Kindern den ganzen Tag zu Hause eingesperrt zu sein, ist so anstrengend, dass ich nur heulen könnte. Jeder nicht klimatisierte Kindergarten wurde geschlossen. Sie sagen, sie können keine Verantwortung mehr für die Gesundheit der Kinder übernehmen, nachdem mehrere mit Hitzschlag abgeholt und ins Krankenhaus gebracht wurden.
Auf nordbayern.de lese ich, dass die Krankenhäuser überlastet sind. Zu viele alte Leute kollabieren und man muss mit langen Wartezeiten – 6 Stunden und länger – rechnen. Ich bekomme Angst. Was, wenn den Kindern etwas passiert? Haben wir noch Elektrolyte zu Hause? Ich will nachsehen, entscheide mich aber, liegen zu bleiben. Um einen Hitzschlag zu vermeiden, sollen wir zu Hause bleiben. Die Fenster dicht machen und verschatten. Nicht vor Mitternacht lüften. Viel trinken. Am besten Mineralwasser. Aber es gibt keines mehr zu kaufen. Ich wundere mich, wie egoistisch die Menschen sind. Ich weiß von Familien, die den Keller voll mit Wasser haben. Ich frage mich, warum ich so wenig Lust darauf habe, dieses Hamster-Spiel mitzuspielen. Und ob wir das später bereuen werden? Noch habe ich die Hoffnung, dass die Getränkemärkte bald wieder neue Lieferungen bekommen.
Es ist 15.20 Uhr. Ich warte. Warte bis endlich die Sonne untergeht und wir noch mal vor die Tür gehen können. Der Asphalt dampft dann noch. Aber im Wiesengrund kommt dann manchmal ein bisschen Wind. Ich checke den Wetter-Radar auf meinem Smartphone. Das Sonnensymbol lacht mich an. Früher ein Grund für Jubelschreie. Ich liege auf dem Boden. Und könnte nur heulen.