Es ist Herbst

Es ist Herbst. Blätter fallen von rot-gelben Bäumen auf die dunkle Erde. Nebelige Luft umgibt die Felder und Weiden. Die Tiere verstecken sich in ihren warmen Höhlen und Bauen. Nein, kein entzückendes Gemälde aus der Romantik. So brennt der Reichswald. Im April dachten alle noch, okay, sieht bisschen mau aus, aber vielleicht reißen wir das Ding noch rum. Aber natürlich, weil einfach niemand auf den anderen schaut, jeder auf Eigennutz fixiert ist und Angst vor dem eigenen Tod hat (wirklich!), sitzen wir jetzt in der Patsche. […]

Weil der Große Dutzendteich sich dem Ende neigt und davon natürlich auch der kleine Dutzendteich betroffen ist, und die Sonne so krass prallt, dass auch andere waldgeschützte Teiche und Seen bald durch die sich häufenden Waldbrände schutzlos der Hitze ausgeliefert sind, sind natürlich auch die demnächst weg. Und zwar so schnell, dass wir nicht rechtzeitig darauf reagieren können.

Als wir die ersten Verluste in der Pegnitz registriert haben, hat die Stadt dementsprechend krass reagiert und Rationen auf Wasser ausgesetzt. Jeder Haushalt erhält nun wöchentlich Hausbesuche von Beamt*innen, die den aktuellen Wasserstand zuhause zählen. Kommt man drüber, muss man entweder Strafe zahlen (was sich inzwischen gewandelt hat in weitere Wasser-Sanktionen) oder sogenannten „Helferdienst“ leisten […]. Als Helfer*in wird man verschiedenen Teams zugewiesen, die den Stadtrand abgehen und weitere Verluste melden, wie zum Beispiel aktuelle Ausbreitung der Dürre, Artensterben, Insektenbefall, Luftqualität, aber auch Fluktuationen im Wohnverhalten der Menschen. Viele finden sich mit weiteren Wasserrationierungen ab, weil sie entweder arbeiten und sich um ihre Familie kümmern müssen, und schlichtweg keine Zeit haben (außer sie verzichten auf Schlaf, was sie eh bereits durch die Inflation und der daraus resultierenden Doppelbeschäftigung tun), oder aber weil sie sich vor der Wahrheit scheuen. Weil sie Angst haben, was sie dort finden werden. Dann wird es nämlich real, und jede*r  muss sich der Realität stellen, nicht genug getan zu haben, um diese wahrhaftige und wahnsinnige  Krise verhindert zu haben. Und wer will das schon?

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